Virtual SitIns: Die Electrohippies und ziviler Ungehorsam
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* Electrohippies und WTO 1999

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Am 29.11.1999 wurden in einer Presseerklärung bereits vor der angekündigten Zeit die Websites bekannt gegeben, gegen die das FloodNet gerichtet werden sollte: die offizielle Website der WTO, die eigens zum Treffen in Seattle eingerichtete WTO-Website und die Website für die Live Webcasts. Die Begründung: "In normalen Sit-Ins versuchen Menschen, Eingangstore oder Gebäude zu blockieren. In einem virtuellen Sit-In können Menschen aus der ganzen Welt den Zugang zu den Webservern der WTO blockieren. Auf diese Weise hoffen wir, den Informationsfluss von der Konferenz zu blockieren, was wichtig ist, weil sie die Vorschläge zementieren will, um die Globalisierung im 21. Jahrhundert auszudehnen." Das Sit-In begann pünktlich mit dem Start des Treffens um 16 Uhr Greenwichzeit.
* Was ist ein Electrohippie?
Die Electrohippies stellten zwei wesentliche Grundsätze auf: erstens die Verteidigung der Volkssouveränität und zweitens die Fähigkeit des Cyberspace, eine wahrhaftere Demokratie als jene der realen Welt zu beherbergen. Auf der britischen Website der Electrohippies[1], liest man, dass der Name eigentlich egal ist, jedenfalls sei ein Electrohippe eine "sich nicht normal verhaltende Person, die keine eskapistischen Halluzinogene benutzt, sondern die globalen Möglichkeiten der elektronischen Kommunikation und der Informationstechnologie einsetzt, um die Gesellschaft in Richtung auf eine stärker anhaltende (sustainable) Form hin zu verändern." Im Zentrum der modernen Gesellschaft stehe die "elektronische Informations- und Kommunikationsinfrastruktur", die zwar einerseits als Macht- und Zerstörungsinstrument diene, aber auch eingesetzt werden könne, um anonym zu bleiben und so Aktionen planen zu können:
* Internetaktivisten sind keine Cyberterroristen
Die Electrohippies verwehren sich gegen die Brandmarkung von Internetaktivisten als "Cyberterroristen". Indem tatsächlich illegale Aktionen und demokratische Massenproteste in einen Topf geworfen werden, wird das Internet völlig dem marktwirtschaftlichen Kahlschlag unterworfen, argumentieren sie. Doch das Internet soll ein öffentlicher Raum bleiben und wie in jedem anderem öffentlichem Raum sollte es Möglichkeiten für demokratische Protestformen geben, als einer Art zivilgesellschaftlicher Kontrollinstanz gegenüber wildwucherndem Cyber-Frontier-Kapitalismus.
Ein methodisches Hauptprinzip der von den Electrohippies propagierten Protestform ist die spontane Beteiligung vieler Menschen. Der Unterschied zwischen Virtual SitIns und Denial of Service (DoS) Attacken wird anhand der technischen Vorgehensweise transparent - Server side gegen Client side. Die DoS-Tools der Electrohippies sind strictly Client side, d.h. sie beruhen darauf, dass möglichst viele User eine Website aufrufen und mittels eines Javascripts, das in ihrem WWW-Client läuft, Zielserver mit Abrufen überfluten.
WebLinks
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- ↑ http://www.fraw.org.uk/ehippies Website der Electrohippies